4. SONNTAG im Jahreskreis

Evangelium nach Markus (1,21-28)

 

Was ist dort damals passiert, in dieser kleinen Provinzstadt Kafarnaum, in diesem kleinen, damals unbedeutenden Land, das man heute Israel nennt? Was hat sich dort an einem Sabbat, in einem jüdischen Gebetshaus abgespielt, so dass man es immer wieder weitererzählt hat, Jahrhunderte, ja Jahrtausende lang? Warum hat das im Leben so vieler Menschen eine Rolle gespielt, ja warum ist es auch für uns heute noch wichtig?

Es geht um einen ganz besonderen Mann, Jesus von Nazareth, hieß er. Von dieser Person ist etwas ganz Besonderes ausgegangen. Er hatte eine Ausstrahlung. Was er sagte, machte Menschen betroffen, traf sie ins Herz. Es gibt Menschen, denen man gerne zuhört; es gibt Menschen, die gut mit Worten trösten und aufrichten können; es gibt Menschen, die ein Wort sagen, das so gut tut, dass es einem weiterhilft. In Kafarnaum spüren Menschen etwas von der besonderen Kraft, die von den Worten Jesu ausgeht. Sie tun gut, richten auf.

Man hatte das Gefühl: Dieser Mann aus Nazareth, lebt ganz aus Gott, und aus dieser engen, ja intimen Beziehung zu Gott schöpft er und gibt es weiter. Mit diesem Jesus wird Gottes Gegenwart sichtbar, spürbar. Deswegen faszinierte er, gab Menschen das Gefühl: Was er da sagt, geht auch mich an, betrifft auch mein Leben, es ist wichtig für mich. Und man nannte, was er sagte eine „gute Nachricht“, eine „frohe Botschaft“, „Evangelium“.

Haben wir auch dieses Gefühl? Sind die Worte von Jesus, die wir auch heute noch hören, für uns eine gute Nachricht? Fühlen wir uns von ihnen betroffen, ins Herz getroffen und spüren wir: das geht auch mich an, das berührt auch mein Leben? Durch die Worte von Jesus spricht Gott mich an? Sagen wir nicht in jeder Messfeier: „Sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund“?

Aber es ging damals nicht nur um die Worte von Jesus, dort in Kafarnaum. Durch die Begegnung mit ihm wurden Menschen von Kräften befreit, die sie einengten, zerstörerisch in ihrem Inneren wirkten. Man gab diesen Kräften damals einen eigenen Namen: „Dämonen“ nannte man sie. Genau wie damals gibt es diese Kräfte auch heute noch. Nur nennen wir sie nicht mehr „Dämonen“, sondern haben andere Namen für sie. In Psychiatrien und Krankenhäusern befinden sich Menschen mit selbst- und fremdgefährdendem Verhalten, auf Grund von Neurosen, Psychosen, Zwangszuständen. Burnout. Es gibt diese Kräfte auch im Kleinformat: Ängste, die uns den Schlaf rauben, die uns den letzten Nerv kosten; Neigung zu Pessimismus, Zweifel, Minderwertigkeitsgefühle, grundsätzliches Misstrauen anderen gegenüber, Verfolgungswahn, Fanatismus, entartete sexuelle Wünsche, Geldgier, krankhafte Eifersucht, Abhängigkeiten von Alkohol, Drogen... Es gibt so viele „Dämonen“, negative, lebenszerstörende Kräfte, die Menschen beherrschen können, von ihnen Besitz ergreifen, sie „besessen“, unfrei, seelisch krank machen können.

Durch die Begegnung mit Jesus werden Menschen von diesen negativen Mächten befreit. Er hat einmal gesagt: „Wenn ich mit Hilfe Gottes Dämonen austreibe, dann ist Gottes Reich, Gottes Herrschaft, Gottes heilendes Wirken da. Wie oft sagt Jesus nicht zu Menschen, denen er so geholfen hat: „Dein Glaube hat dir geholfen“? Vertrauen, sich in Gottes Hand wissen, das Gefühl haben, bei ihm geborgen zu sein... Das wirkt heilend, befreiend.

Die Botschaft dieser Erzählung von Kafar-naum an uns heute lautet dann auch: Wenn wir uns von der Botschaft von Jesus, von seinen Worten, von seiner Ausstrahlungs-kraft, seiner Persönlichkeit betreffen lassen, werden wir verändert, werden wir befreit von negativen Abhängigkeiten, die unser Leben beeinträchtigen. An Jesus glauben macht seelisch gesund, macht lebendig. Jesus sagt dann auch: „Ich bin gekommen, damit ihr das Leben habt. Leben in Fülle.“ Haben Sie diese Erfahrung schon gemacht?

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